Emden – „En garde! Prêts? Allez!“ ruft Daniel Noglik – und kaum ist das französische „Allez!“ für „Los!“ in der Emder Bronshalle verklungen, bewegen sich Hauke Dasenbrock und Ruslan Turchyn mit schnellen, präzisen Schritten aufeinander zu. Die Degen der beiden ganz in Weiß gekleideten Fechter zucken blitzschnell, mal lauernd, mal angriffslustig – fast wie ein Tanz. Plötzlich wagt Dasenbrock einen Vorstoß, macht einen Satz, der Waffenarm schnellt nach vorn – ein Piepton, eine rote Lampe leuchtet auf. „Halt!“, ruft Noglik, der das Gefecht leitet. Treffer für Dasenbrock: 1:0.
Neben der Fechtbahn stehen Gordon Päschel und Dennis Hillmer, vertieft ins Gespräch. Päschel ist Trainer der Fechterinnen und Fechter beim Emder Turnverein (ETV) und selbst seit dem Studium mit dem Fechtsport verbunden. Hillmer hingegen ist zum ersten Mal beim Training dabei. Er ist Geschäftsführer der Leeraner Reiseagentur Lighthouse Travel. Gemeinsam mit Jens Friesenborg vom Emder Café Einstein unterstützt er die ETV-Fechtabteilung: Dank ihres Sponsorings konnten neue Kapuzenpullover angeschafft werden. Die schmücken künftig das Team bei Turnieren – und tragen den ostfriesischen Team Spirit stolz über die Grenzen der Region hinaus. „Fechten ist ein Sport, der auf Fairness und Respekt basiert – genau das macht unseren Teamgeist aus“, sagt Päschel.
Die Emder Fechttruppe ist bunt gemischt: Der älteste Fechter zählt stolze 90 Jahre, die jüngsten sind 13 Jahre alt. Mädchen, Jungen, Frauen und Männer trainieren gemeinsam – und unterstützen sich gegenseitig. Insgesamt zählt die Fechtabteilung des ETV 20 Mitglieder. Der harte Kern trifft sich Woche für Woche, immer mittwochs, für zweieinhalb bis drei Stunden in der Bronshalle. Gefochten werden alle drei olympischen Waffen: Degen, Florett und Säbel – jede mit ihrem eigenen Charakter und eigenen Herausforderungen. „Im Degen geht es vor allem um Geduld und das richtige Timing, weil der gesamte Körper gültige Trefferfläche ist, beim Florett um Präzision im Umgang mit der leichteren Waffe, und der Säbel verlangt schnelle Beine und Reaktionsfähigkeit“, beschreibt Päschel die Unterschiede.
Fechten hat in Emden Tradition: Seit fast 100 Jahren werden beim Emder Turnverein die Klingen gekreuzt – die Abteilung wurde 1928 gegründet. Nach dem Ende der faschistischen Schreckensherrschaft in Ostfriesland gründete sich die Fechtsparte in den 1950er Jahren neu und besteht seither. Traditionell findet in der Vorweihnachtszeit jedes Jahr in der Emder Bronshalle das Adventsturnier statt.
Wer Lust hat, selbst einmal Florett, Degen oder Säbel auszuprobieren, ist herzlich eingeladen, beim Training vorbeizuschauen. Immer mittwochs von 19.30 bis 22 Uhr wird in der Emder Bronshalle, Graf-Ulrich-Straße 2, gefochten. Für ein Schnuppertraining reicht bequeme Sportkleidung.
Weitere Infos gibt es bei Gordon Päschel unter 0177/4017772.
